Martinus Heinevetter und die Ludimagisterfamilie aus der Herrnschmiede zu Heiligenstadt

von Matthias Heinevetter - 27.12.2021

Unter den vielen Herrnschmiedefamilien im Laufe der Jahrhunderte in oder aus der Herrnschmiede zu Heiligenstadt, ragt die Familie des Martinus Johannes Heinevetter an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert heraus. War doch dieses Familienmitglied aus der Herrnschmiede zu Heiligenstadt Schmied, Küster und Ludimagister und erreichte in seinem langen Leben mit 83 Jahren eine für seine Zeit im Mainzer Kurfürstentum Eichsfeld stattliche Lebenszeit.

Doch der Reihe nach – Martinus Johannes Heinevetter wurde am 29. Juni 1687 in Heiligenstadt in der Herrnschmiede Heinevetter in der Lindenallee geboren. Der Taufeintrag mit dem Paten Martinus Lotze findet sich im Kirchenbuch der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien zu Heiligenstadt.

Die Geschwister & Martinus, Lebensort ist Heiligenstadt (sofern nicht anders angegeben):

Eltern sind Christoph Heinevetter (1649-1711) & Anna Catharina (1656-1714)

  geboren Ort gestorben Heirat Partner/Partnerin
Margaretha Maria Catharina um 1678 ? 22.04.1750 12.11.1708 Johannes Meyer
           
Anton Christoph 09.09.1679

Heiligenstadt

     
           
Henricus (Herrnschmied) 10.01.1683 Heiligenstadt 19.04.1763 27.01.1716 Anna Conradi
           
Johannes Laurentius 07.03.1685 Heiligenstadt   05.10.1716 Maria Beim
           
Martinus Johannes 28.06.1687 Heiligenstadt 15.01.1770 3 Ehen oo I. Heiligenstadt 08.02.1709 Anna Pfeiffer nata Beim
      Reinholterode   oo II. Heiligenstadt (?) Anna-Catharina …
          oo III. Reinholterode 26.04.1751 Anna-Elisabeth Weinrich
           
Urbanus Johannes 17.04.1690 Heiligenstadt   12.11.1714 Anna Lotze
           
Henrico Adamus 12.03.1700 Heiligenstadt 12.12.1753 3 Ehen ab 1725  
           
Maria Katharina   Heiligenstadt   12.11.1709 Joes Caspar Meyer
           
Anna Margaretha um 1697 Heiligenstadt 04.11.1737 17.05.1734 Lorenz Hardtmann


Martinus Johannes Heinevetter heiratete insgesamt dreimal:

oo I. Heiligenstadt 08.02.1709 Anna Pfeiffer nata (= geborene) Beim

oo II. Heiligenstadt Anna-Catharina Heinevetter, geb. … (?)

oo III. Reinholterode 26.04.1751 Anna-Elisabeth Weinrich

In der Zeit vor seiner ersten Ehe 1709 muss er gemeinsam mit seinen Geschwistern Henricus Heinevetter, dem Herrnschmied, Antonius Heinevetter und Urbanus Heinevetter in der Schmiede in der Heiligenstädter Lindenallee gelebt haben.

Anfang des 18. Jahrhunderts, nach 1709/1710, hat er dann die Aufgabe des Küsters in der Kirche St. Aegidien zu Heiligenstadt übernommen haben.

Am 8.2.1709 wird Johannes Martinus Heinevetter als Pate von Johannes Martinus, Filius Johannis Henrici Heiland et Anna Katharina, im Kirchenbuch von St. Marien zu Heiligenstadt erwähnt. Bei der Hochzeit am 8.2.1709 in Heiligenstadt St. Marien (BMV) wird Johannes Martinus Heinevetter als Adoleszenz (Jungmann), Studiosus, bezeichnet, der Anna Margaretha Pfeifferin nata Beim, vidua (Witwe) heiratete. Die Zeugen waren Martin Lotze und Theodor Herold.

Bei der Taufe von Johann Martin Heinevetter, Sohn von Elisabeth & Urban Heinevetter (Bruder v. Martinus aus der Herrenschmiede), am 21.05.1726 wird im Kirchenbuch St. Aegidien zu Heiligenstadt erwähnt:

Pate. D. (= Dominus, lat. = Herr) Martin Heinevetter  p.t.  ALTARISTA (= katholischer Küster von lat. custos = Wächter).

In der Zeit um den großen Stadtbrand des Jahres 1739 muss er auch Besitzer eines Brauhauses beim Holzbrückentor (heute Leinebrücke Richtung Göttingen bzw. Witzenhausen) gewesen sein. Dies belegt der Zinsschein von 1739, hinterlegt beim Bischöflichen Kommissariat des Eichsfeldes zu Heiligenstadt, in dessen umfangreichem Archiv sich das Zinsbuch heute noch befindet.

1749 wird er als Grundstücksnachbar von Johann Heinrich Meyer in Heiligenstadt genannt (vergleiche Stadtarchiv Heiligenstadt, Lagerbuch Heiligenstadt 1749, Seite 367). 1759 wird dann ein anderer Küster, Philipp Stoltz, in Sankt Aegidien in den Annalen der Jesuiten erwähnt, das heißt, Martin muss zwischenzeitlich diese Aufgabe verlassen haben.

Schließlich hatte er nachweislich am 26.04.1751 bereits in Reinholterode nach dem Tod seiner zweiten Frau Anna-Catharina (wann?) Anna-Elisabeth Weinrich (geb. um 1730) geheiratet.

Die Ludimagisterfamilie Heinevetter in Reinholterode

Gemeinsam mit meinem Großcousin Georg Riethmüller aus Heiligenstadt wurde die Suche im Umfeld Heiligenstadts intensiviert. So finden wir Martinus wieder mit seiner dritten Ehe im schon hohen Alter von 63 Jahren im Jahre 1750/1751 im von Heiligenstadt etwa 7 Kilometer nördlich Richtung Duderstadt/Göttingen entfernten Nachbarort Reinholterode – als Ludimagister (= Schullehrer).

Somit ergab sich ein neuer Suchansatz. Es waren ja aus seinen drei Ehen fünf Kinder hervorgegangen. Bei unserer weiteren Suche fanden wir aber nur zwei weiterlaufende Linien, diese über den Sohn Franz Johann Joachim (* 1734), ebenfalls Lehrer (Ludimagister), welcher wiederum zwei mal verheiratet war, da seine 1. Frau kurz nach der Geburt des Sohnes verstarb. Diese Linie ist für uns bisher noch nicht weiter zu verfolgen.
In der zweiten Ehe  wurden dann aber noch einmal 7 Kinder geboren. Auch hier haben wir bisher erst eine verfolgbare Linie gefunden, die aber bis heute wieder nach Heiligenstadt führt. Die Tochter Maria Elisabeth Heinevetter hatte Gregor Fulle aus Reinholterode geheiratet und wir können eine durchgehende Linie bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts generieren.

Ein Grund für des öfteren auftretende aufeinander folgende Ehen in dieser Zeit ist sicher darin zu sehen, dass die Kinder- und Müttersterblichkeit bis ins 20. Jahrhundert sehr hoch war. Daraus ergibt sich, das weiterführende Linien oft nur sehr begrenzt vorhanden sind. Dies erschwert die Forschung bis in unsere Zeit. Zudem sind in kleineren Orten nur sehr wenige faktische Erinnerungen an die Dorfschulen vor 150 Jahren bis in die Gegenwart erhalten.

Tafel zu Vorfahren & Nachfahren von Martinus Johannes Heinevetter (1687-1770)
von Georg Riethmüller, Heiligenstadt

In jedem Falle steht nach Auswertung der Literatur hierzu (z.B. Zeitschrift “Unser Eichsfeld”, 1919 ) aber auch fest, dass Johannes Heinevetter, ein Nachfahre aus der Herrnschmiede Heinevetter, also ein 3-fach Urenkel des Stammvaters Herrnschmied Jakob Heinevetter (1585-1658), – gezwungenermaßen – am Russlandfeldzug des Kaisers Napoleon 1812 teilgenommen hat – eine sehr spannende Erkenntnis.

Vertiefende und erweiterte Forschungsergebnisse zur Ludimagisterfamilie Heinevetter sowie dem napoleonischen Rußlandfeldzug 1812 in Verbindung zum Eichsfeld hierzu finden Sie gern auch auf Herrenschmiede-Heinevetter.de.