Vor 380 Jahren: Veit Schröter heiratet zum ersten Mal

von Hermann Kühn - 23.01.2023

Angefangen hat das Rätsel um die zwei Ehen des Dresdner Bürgers und Handelsmannes Veit Schröter (* Ilmenau 12. September 1612; † Dresden 1. Dezember 1650) mit einem zufälligen Fund. Johann Gottfried Michaelis veröffentlichte 1714 in seinem umfangreichen Werk "Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia : Welche Auf denen Monumentis derer in Gott ruhenden, so allhier in und außer der Kirche zu unser Lieben Frauen begraben liegen, und eine fröliche Aufferstehung erwarten, zu finden …" über 1.350 Inschriften von Grabmalen, die in den Digitalen Sammlungen der SLUB auch online angesehen werden können. Im Eintrag Nr. 783 (S. 308) entdeckte ich Veit Schröter, dessen Grabsteininschrift nebst Geburtsdatum und Sterbealter hier zu finden ist. Damit war ein weiteres Mosaiksteinchen in meiner Datensammlung zur Familie Schröter mit Daten gefüllt.

Dann fiel mir die Leichenpredigt auf Dorothea Bürger, geb. Marche (* Dresden 29. Juni 1633; † 3. April 1669, beigesetzt am 13. April 1669 in der Liebfrauenkirche in Dresden) in die Hände. Mein Interesse war geweckt, kommt doch der Familienname Bürger auch in meiner Familie vor. Sophia Eleonora Bürger (* Zittau 3.12.1762; † Zittau 17.4.1847), eine der vier Töchter des Zittauer Kaufmanns Gottfried Siegmund Bürger (* Strehla 22.5.1723; † Zittau 26.3.1800) und seiner Frau Sophia Eleonora Besser (* Zittau 7.5.1727; † Zittau 21.4.1764), war die Mutter meines Altvaters Ernst Siegmund Wilhelm Kühn (* Zittau 7.8.1781; † Zittau 18.1.1850), vorn. Bürger und Senator in Zittau. Die Familie Schröter erweckte meine Neugier auch wegen des Umstandes, dass Gottfried S. Bürger bis 1754 bei „Herrn Schröter in Leipzig konditioniert hatte“.

Beim Lesen der Leichenpredigt, die den Lebenslauf von Dorothea Bürger wiedergibt, fand ich keine Anbindung an meine eigene Familie Bürger, dafür aber den Hinweis auf die erste Ehe von Dorothea Marche. Diese ging sie in Dresden am 6. November 1649 im Alter von 16 Jahren und 5 Monaten mit dem obengenannten Veit Schröter ein. Schröter war zu dieser Zeit 37 Jahre alt. Der Lebensbeschreibung entnehmen wir weiter, dass Dorothea einen Sohn zur Welt brachte, dieser aber schon nach 11 Tagen starb. Die Ehe selbst dauerte 1 Jahr, 4 Wochen und 2 Tage und endete am 1. Dezember 1650 mit dem Tod von Veit Schröter.

Damit wäre der Lebensweg von Veit Schröter beschrieben und auch das Aussterben dieses unbekannten männlichen Astes einer Familie Schröter. Dank eines weiteren Zufallsfundes entdeckte ich dann die „Brautmessen“ in Dresden. Im Forum „Sachsen Genealogie“ von Ahnenforschung.net hatte sich ein Forscherkollege schon 2009 die Mühe gemacht, die Daten aus dem Aufsatz von Kurt Wensch: "Brautmessen" in den Läuteregistern der Dresdener Kreuzkirche (Archiv für Sippenforschung, Jg. 16 (1939), S. 19-26) einzustellen.

Dort gibt es für Veit Schröter zwei Einträge:
a) Schröter Veit , B. - u. Handelsmann allhier, 18.7.1643,
b) Schröter Veit , B. - u. Handelsmann, 6.11.1649.

Der Eintrag b) ließ sich mit den obigen Daten sofort zuordnen. Der Eintrag a) deutete allerdings darauf hin, dass Veit Schröter vor 1649 schon einmal verheiratet war, auch wenn es in der Leichenpredigt auf seine zweite Frau keinerlei Hinweise darauf gab, dass er zum Zeitpunkt der Heirat Witwer war.

Dieser fehlende Hinweis veranlasste mich, noch einmal in die „Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia“ zu sehen und hier besonders in das Register. Dort findet man Veit Schröter unter Schröder [sic], Veit, obwohl in der Abschrift der Inschriften der Familienname Schröter richtig wiedergegeben wird. Daneben gibt es für die Frauen zwei Einträge:
a) Schröderin/ Maria und
b) Schröterin/ Maria.

Mit dem Eintrag a), nur 4 Seiten vor dem Eintrag von Veit Schröter selbst, war ich erfolgreich. Die Inschrift Nr. 773 galt Maria Göppert (* 8. Dezember 1606; † 11. Januar 1649), der "ehelichen Haußfrau" des Bürgers und Handelsmannes Veit Schröter. Ein Heiratsdatum wird nicht erwähnt. Mit dem genannten Jahr 1643 für eine Heirat von Veit Schröter errechnet sich sein Alter auf 31 Jahre und ihr Alter auf 37 Jahre. Dies deutet sogar darauf hin, dass Maria Göppert vorher schon einmal verheiratet gewesen sein könnte. Interpretiert man den Kommentar zu dem Stein, so könnten innerhalb der Ehedauer von 6 Jahren 4 Kinder geboren worden sein, von denen 1649 allerdings wahrscheinlich keines mehr am Leben war.

Zusammenfassend sieht der Eintrag für Veit Schröter nun so aus:

Veit Schröter (* Ilmenau 12.9.1612 [err. Aus Alter: 38J, 10W, 6T]; † Dresden 1.12.1650), Bürger und Handelsmann in Dresden

oo 1) Dresden 18.7.1643 Maria Göppert (* Dresden 8.12.1606; † Dresden 11.1.1649)

oo 2) Dresden 6.11.1649 Dorothea Marche (* Dresden 29.6.1633 Dresden; † 3.4., begr. 13.4.1669 Liebfrauenkirche Dresden)

Dorothea Marches Eltern waren der churf. sächs. Hof-Apotheker und Ratsverwandte in Dresden George Marche (* Kamenz 9.4., get. 11.4.1603 Kamenz; † Dresden 7.12.1653) und Sophia Dietrich (Dieterich)(† nach 1669), welche er am 15.5.1632 in Dresden geheiratet hatte.

Nach dem Tod von Veit Schröter heiratete Dorothea Marche am 7.6.1653 in Dresden  Christian Bürger (* Dresden 1.1.1621; † Dresden 23.5.1677), Dr. med., kurf. sächs. Hofmedicus und praktischer Arzt in Dresden.

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[1] vgl. Hermann Kühn, Kühn trifft Kühn und beide treffen Goethe, in: Zeitschrift für mitteldeutsche Familiengeschichte 61 (2020), Heft 4, S. 408-427, hier S. 417.

Hermann Kühn

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